MÄNNERDEPRESSION IST ANDERS
- andrea maierhofer
- 18. Sept.
- 3 Min. Lesezeit
Andrea Maierhofer 5. September 2025,
4min Lesezeit

Depression betrifft auch Männer. Doch die Depression sieht bei ihnen oft anders aus als die klassisch beschriebene Depression, wie sie oft bei Frauen vorkommt – und bleibt deshalb lange unerkannt.
Viele Betroffene funktionieren äußerlich weiter, während sie innerlich abstumpfen oder verzweifeln. Warum ist das so? Und wie kann man helfen?
Was ist eine Depression überhaupt?
Depression ist eine häufige psychische Erkrankung mit vielfältigen Symptomen – sie betrifft Frauen und auch Männer.
In Statistiken wird eine Lebenszeitprävalenz von 6,5 % beschrieben. Das heißt 6,5% der Österreicher erkrankt im Laufe ihres Lebens an einer Depression.
Frauen sind doppelt so häufig betroffen wie Männer und der Altersgipfel liegt bei allen Personen zwischen 45 und 59 Jahren.
Bei Männern zeigt eine depressive Verstimmung oder eine Depression weniger durch weinerliche Stimmung oder Traurigkeit, sondern durch:
• Anhaltende Reizbarkeit, Wut oder Rückzug, Aggression
• Erschöpfung und Antriebslosigkeit
• Schlafstörungen oder körperliche Beschwerden (Kopfschmerzen, Magenschmerzen)
• Leistungsdruck, Rückzug aus Beziehungen
• Suchtverhalten (z. B. Alkohol, Drogen, Sex, Spielsucht, exzessiver Sport oder Arbeit)
• das Gefühl, „nichts mehr zu spüren“
• Gedanken an Flucht oder Tod
• Auffälliges Risikoverhalten (Rasen, Geschwindigkeitsübertretungen, Parkplatzstreit)
Diese Symptome werden oft als "Burnout“, "Midlife-Krise" oder "Stress“ fehlgedeutet – auch von den Betroffenen selbst.
Warum Depression bei Männern oft übersehen wird
Ein Grund liegt sicher in den gesellschaftlichen Rollenbildern:
Männer sollen stark sein, durchhalten, nicht jammern. Gefühle wie Angst, Hilflosigkeit oder Trauer gelten (fälschlicherweise) als Schwäche.
Hinzu kommt: Männer drücken emotionale Belastung oft anders aus – zum Beispiel durch Ärger, Zynismus oder Rückzug. Außenstehende interpretieren das häufig als "miese Laune“, "Egotrip“ oder "Eigenbrötelei".
Viele Männer greifen zu verdeckten Strategien wie Alkohol, übermäßiger Arbeit oder Isolation – das kann die Depression weiter verstärken.
Male Depression ist behandelbar – und Hilfe ist möglich
Das Wichtigste zuerst:
Depression ist kein Zeichen von Schwäche und die Ausprägung der männlichen Depression keine Charakterschwäche, sondern eine behandelbare Erkrankung.
Und es gibt wirksame Wege zurück ins Leben:
• Psychiatrische Betreuung (ein leichtes Antidepressivum hilft meist schon sehr gut!)
in Verbindung mit stützenden Gesprächen
• Psychotherapie (Männer lassen sich leider nicht so gerne auf eine Psychotherapie ein)
• Gespräche im privaten Umfeld mit Partner und Freunden. Offenheit bringt Entlastung.
Man muss kein "Geheimnis mehr mit sich herumtragen“. Das verbraucht nämlich viel
Kraft und Energie.
• Struktur im Alltag, moderate Bewegung und bewusste Ernährung
• Reduktion von Stress im Beruf (wenn möglich Perspektive verändern. Man muss nicht
immer 120 % leisten oder alles sofort erledigen, manches hat auch Zeit)
• Reduktion von Alkohol (oft benutzt zum "Herunterkommen oder als "Belohnung“)
• Achtsamkeit (ein überstrapazierter Begriff, ich weiß). Gemeint ist damit aber, seine
Bedürfnisse zu definieren und Prioritäten zu setzen. Es ist nicht alles gleich wichtig.
Wer sich nur über Leistung definiert ist oft perfektionistisch und deshalb umso mehr gefährdet, eine Depression zu entwickeln.
Denn: Die Erwartung an sich und die Welt stehen oft in krassem Gegensatz zur Realität - Und dazwischen (genau in diesem Gegensatz), liegt die Depression.
Hilfe zu suchen ist absolut kein Zeichen von Schwäche, sondern von Verantwortung – für sich selbst und die Menschen, die einem wichtig sind.
Was Angehörige tun können - wenn das Schweigen krank macht
Meist leiden die Angehörigen mehr unter den Verhaltensänderungen als der Betroffene selbst. Verändert sich ein Mann im persönlichen Umfeld – wird stiller, gereizter oder zieht sich zurück - kann das ein Warnzeichen für eine Depression sein.
Ein behutsames Gespräch kann helfen.
Wichtig ist, dranzubleiben, auch wenn es zunächst Abwehr gibt.
Ein einfacher Satz wie "Ich mach mir Sorgen um dich“ wirkt oft mehr als jede Diagnose.
Männer dürfen fühlen – und Hilfe annehmen
Männerdepression ist real. Sie ist ernst – aber behandelbar.
Wer sich Hilfe holt, zeigt Mut.
Und eröffnet sich selbst die Chance auf mehr Klarheit, Lebensfreude und echte Verbindung – jenseits von Funktionieren, Aggression und Schweigen.
Fazit: Psychische Gesundheit ist auch Männersache
Männer suchen oft spät oder gar keine Hilfe. Sie suchen statistisch viel seltener Ärzte auf als Frauen – mit ernsten Risiken für Gesundheit, Beziehung, Arbeit und Leben.
Awareness in Hinblick auf die konträren Symptome der Male Depression ist nicht nur für betroffene Männer wichtig, sondern auch für deren Partner, Familie und Freunde. Awareness und Mental Health soll auch für Arbeitgeber Kollegen nicht nur ein Modewort wein.
Je früher die Diagnose erstellt wird, desto früher kann eine geeignete Behandlung beginnen und soziale Kollateralschäden (Arbeitsplatzverlust, Trennungen) vermieden werden.
Wozu wurde denn der Weltmännertag ("Men's World Day") im Jahr 2000 erstmals ins Leben gerufen? Er findet jährlich am 3. November statt und Schirmherr war Michail Gorbatschow.
1. Welche Erfahrungen haben Sie gemacht? Sind sie selbst betroffener Mann oder eine Partnerin/ein Partner und brauchen Klarheit? Teilen Sie ihre Gedanken gerne in den Kommentaren.
2. Für individuelle Beratung können Sie gerne Kontakt mit mir in meiner Ordination aufnehmen. Vereinbaren Sie gerne einen Ersttermin.
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